Abschied von Günter Haring!

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    Ergreifender Abschied von Günter Haring, Hüttenwirt der Filmoor-Standschützenhütte am Karnischen Höhenweg!

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    Bei einer, von seinen engsten Freunden organisierten, Gedenkmesse in der Pfarrkirche zum Hlg. St.Leonhard in Kartitsch konnte Bgm. Außerlechner Josef eine volle Pfarrkirche von Freunden und Bekannten von Günter begrüßen. Unter den Anwesenden eine starke Abordnung des Österr. Bundesheeres Hochgebirgsjägerbataillon 24 aus Lienz mit Heeresbergführer Oberst i.R. Richard Pettauer sowie eine Gebirgsjägertrompetenpatrouille, die Hüttenwirte des Karnischen Kammes und Osttirol, Hüttenwirte und Freunde aus Südtirol und Italien, Abordnungen der Bergrettung Kartitsch, Obertilliach und Lesachtal, Vertreter des Österreichischen Alpenvereines mit Herbert Mader , Hüttenreferent der Sektion Austria, Hüttenwart Klammer Josef und Freunde aus der Steiermark.

    Am 10. Dezember 2012 hatte die Garnison Lienz bei der Flaggenparade bei angetretener Truppe und beim anschließenden Gebet in der Soldatenkapelle Abschied genommen vom Hüttenwirt der Standschützenhütte, die vom JgB 24 in den Jahren 1975-1977 erbaut wurde, auf Filmoor.

    Vzltn. Friedl Kalser, vom Hochgebirgsjägerbataillon 24 in Lienz ,betonte vor Beginn des Gottesdienstes, dass zurzeit zwei junge Bergsteiger Nachtwache halten in der Standschützenhütte auf Filmoor und Fackeln brennen in dieser Umgebung.

    Musikalisch eingeleitet wurde der Festgottesdienst mit dem Stück „Gebet einer Mutter“ von den beiden Musikanten des Bundesheeres.

    Pfarrer Anton Kofler feierte den Festgottesdienst und hat Günter in all seinen Gebeten eingeschlossen. Ulrich Goller trug die Lesung vor und junge Freunde brachten die Fürbitten in Deutsch und Italienisch vor. Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkmesse von einer Bläserguppe der Trachtenmusikkapelle Kartitsch unter Kpm. Ausserlechner Peter sowie dem Männerchor Obertilliach unter Goller Gerhard. Totenstille in der Kirche bei dessen Abschiedslied „Pfiat Gott lieabe Alm“mit dem Solisten Johann Mitterdorfer.

    Tief beeindruckend dann die Ansprache bzw. Schilderung des Lebensweges vom Günter, einem besonderen Hüttenwirt, durch Vzltn. Kalser, der bei seinen Schilderungen ,von Erlebnissen mit Günter, mit Tränen kämpfen mußte. Kurz die wichtigsten Stationen im Leben von Günter: Er wurde als ältester von 6 Kindern am 13. September 1952 in Graz/Steiermark geboren. Nach bescheidenem Aufwachsen in der Steiermark besuchte er das Pestalozzi Gymnasium in Graz als Vorzugschüler. Absolvierte im Anschluss die Wehrpflicht und alle erforderlichen Truppenübungen als Milizsoldat. Auf der Universität Graz studierte Günter zwei Jahre auch Psychologie, nach der Diplomarbeit in technischer Mathematik mit sehr gutem Erfolg, fehlte ihm nur mehr eine Prüfung zum Studienabschluss.

    Er hatte aber inzwischen schon von der Quelle auf Filmoor getrunken, die Sonne in der Königswand gesehen und die Menschen aus dieser Region kennen und schätzen gelernt. So hat er Hütte und Bergwelt einem trockenen Berufsleben als Wissenschaftler vorgezogen, und es wurden 34 Sommer, die er als Wirt der Standschützenhütte auf Filmoor verbrachte. Wie die erste Nacht mit seinem Schlafsack unter dem Dach der Hütte neben den zugigen Fugen, so war dies sein Quartier bis zum letzten Abschied. Er war ein einfacher, zufriedener und fleißiger Mensch, ein Wirt für Leib und Seele.

    „ In 34 Sommern hat Günter der Standschützenhütte seinen Stempel aufgedrückt. Er war die Seele der Filmoor, seine ruhige besonnene Art, sein freundliches Lächeln waren nicht Fassade, sie waren menschliches Verstehen, Achtung und Wärme für jeden Menschen. Er hat seine Gäste, er hat die Menschen gemocht. Seine Hütte, die Karnischen Alpen, die Ruhe und Schönheit unserer Berge waren seine Heimat. Er war ein Teil dieser Berge und wie kaum jemand hat er die prachtvolle Bergwelt, die Natur mit viel Demut und Respekt als Geschenk gesehen und auch so in ihr gelebt“, so Bürgermeister Außerlechner in seinen Dankesworten.

    Wir sehen Günter wie er fast täglich mit einem überschweren Rucksack mit frischen Lebensmitteln durch das Schöntal aufsteigt und die Bewirtschaftung der kleinsten und höchstgelegensten Schutzhütte am „Karnischen Kamm“ sicherstellte. Groß war seine Freude, wenn er beim Transport von den Kameraden der Tragtierstaffel in Lienz unterstützt wurde.

    Die Bergwelt der Region auf beiden Seiten des „Karnischen Kammes“ hat in ihm Besitz ergriffen und ihn auf Filmoor verwurzelt. Er hatte hier ein eigenes Stück Heimat gefunden. Günter war nicht nur Wirt, sondern auch Philosoph, ein Meister der Ruhe und Gelassenheit, König der Gastfreundschaft, Haubenkoch – seine kleine Hütte hatte die größte Speisekarte der Ostalpen. Günter war ein Schutzpatron am „Karnischen Höhenweg“ den viele brauchten, da meistens der Abstieg von Filmoor schwieriger war als der Aufstieg.

    So ging ein besonderer Bergsommer nach dem anderen durch die Jahre, immer markiert durch Wiedersehensfreude und Abschied mit Günter auf Filmoor mit seiner Umarmung und einem selbst angesetzten Enzian. Dann die Nachricht über seine schwere Erkrankung. Wir blickten nicht nur mit Freude sondern auch mit Sorge dem Wiedersehen mit Günter entgegen.

    Günter war auch ein Heilender, der auf dieser kleinsten Hütte durch seine Behutsamkeit, seine Worte und Fürsorge manch große Wunden seiner Besucher und Freunde schließen konnte. Seine eigene Krankheit konnte nicht geheilt werden. Mit Sorge beobachteten wir Freunde, wie seine Kräfte nachließen und wir spürten, dass dieser Sommer ein anderer Sommer auf Filmoor war mit großer Sorge um Günter. Viele Besucher dachten nicht, dass ihr Abschied der letzte vom Günter war. Seinen 60iger feierte er noch mit den engsten Freunden bei Schneetreiben bei sich in der Hütte. Der Neuschnee kam. Günter wollte noch nicht ins Tal. Erst am 8. November machten die Freunde Josef Klammer, Michael Annewanter, Andreas Strasser und Günter Herrnegger mit ihm die Hütte wintersicher und begleiteten Günter ins Tal. Er nahm Abschied von seiner geliebten Standschützenhütte – Abschied von Filmoor und nur er alleine wusste wahrscheinlich, dass es der letzte Abschied sein sollte. Mit unglaublicher Kraft schaffte er noch alleine den Abstieg übers Schöntal, verabschiedete sich noch am Abend von seinen engsten Freunden, die er zum Klammerwirt eingeladen hatte. Er verließ die „Karnischen Berge“, das Lesachtal am 10. November mit Ulrich Goller, der ihn nach Wien in seine Wohnung brachte. Dort hat ihn dann am 6. Dezember die Lebenskraft verlassen und ihn der Herrgott in eine andere, sicher unbeschwerlichere, Heimat geholt. Seinem Wunsch entsprechend soll seine Asche in die Donau gegeben werden, da die Gewässer des Karnischen Gebietes , wo er 34 Sommer verbrachte, in die Gail fließen, weiter in die Drau und dann in die Donau, wo er dann wieder mit einem Stück seiner Bergheimat verbunden wird. Auf eine Frage was von einem bleibt gibt es die Antwort „Alles“. Wenn alles bleibt so kann ich einen Ruf an Günter richten: Willkommen Günter auf Filmoor! Dein letzter Schnee erwartet dich. Zarte Nebelhände tragen dich. Leise ist die Quelle, still der Brunnen. Abend wird es auf Fillmoor – nun bist du immer oben. Danke, leb wohl, vergelts Gott. Vzltn. schloss mit der Frage: „Günter, hörst du das Lied der Berge“? Kein Auge blieb trocken im Gedenken an Günter bei diesem wunderschönen Berglied, vorgetragen von den beiden Trompetern.

    Die Schlussworte des Bürgermeisters Josef Außerlechner von Kartitsch gelten wohl für alle als Abschiedsworte: Günter, du wirst in unseren Bergen, in unserem Dorf, in unseren Herzen immer einen besonderen Platz haben.

    Freunde mit dem Klammerwirt hatten am Kirchplatz eine Agape für die vielen Besucher vorbereitet.

    Wenn wir nun im nächsten Sommer auf Filmoor steigen, werden wir unter der Königswand, deine Umarmung im Herzen spüren.

    [attachment=1:146kmh1t]gunter_haring_title.jpg[/attachment:146kmh1t]

    Günter du fehlst uns!!

    St. Lorenzen ON

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